Iasenger Söhne und Töchter
Die obere "Schmidde" war unterhalb der alten Schule, westlich vom Rathaus. Noah war im ganzen Ammertal bekannt und angesehen. Unterjesingens bekanntester Sohn Erich Mönch hat die "Schmidde" zwischen "Rathausgass" und "Spittlgass" so herrlich und wunderbar gezeichnet (siehe Rubrik Zeichnungen).
Der Lammwirt, geb. 1851 und Salome, geb. 1855 hatten die beste Weinwirtschaft im Ammertal. Ihnen gehörte der größte "Bayler-Wengert".
Sein Sohn Hermann, in der Mitte, musste 1957 stellvertretend für den abgängigen Bürgermeister Girrbach die Verantwortung übernehmen. Dieser hatte ohne Finanzierungsplan angefangen die Schule zu bauen. Er hinterließ hohe Schulden, ein total entnervtes Rathaus und viel Unordnung.
Heiner war Oberholzhauer, "a waldechter Iasenger", ein Original. Zur Lehrers Frau sagte er, ohne dies als Beleidigung aufzufassen "Schendmärr".1936 war er Fahnenträger des Liederkranzes. Noch 1961 trug er die alte Fahne ins Festzelt.
Frieder wohnte mit seiner Familie "en de Glemsa". Er setzte so manchen Stein in die vielen Weinbergmauern. Sein Baugeschäft mit Bauhütte lag südlich von der Kienzlen Mühle. Mit dem Kuhfuhrwerk musste seine Frau Eugenie Natursteine im Steinbruch "in den Schranden" holen.
Das Bild zeigt ihn auf einem Bierfass kurze Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Er überlebte beide Weltkriege und wurde Ende 1945 von den Franzosen wenige Monate als kommissarischer Bürgermeister eingesetzt. Nur "Iasenger" seien auf diesem Bild zu sehen in "Schwäbisch Sibirien" (Truppenübungsplatz Münsingen). Besuche waren nur an einem Sonntag zum Ende der Ausbildung erlaubt. Wenig später kam der Marschbefehl nach Straßburg ("zu Straßburg auf der Schanz, da fing mein Trauern an").
Von links die Kinder Hilde, Gustav und Emma. Sie wohnten in Unterjesingen in der Hauptstr. 112. Die Zimmerhütte stand in der Hölderlestr. 20, wo 1988 die Busch- Wirtschaft von Gerhard Waiblinger war. Im 2.WK. traf es die Familie hart. Der Sohn Gustav ist 1942 in Russland gefallen. Das Grab des Unteroffiziers hat man nie gefunden. Die Tochter Emma Haas ist 1944 bei einem Bombenangriff amerikanischer Flugzeuge zusammen mit ihrem Mann ums Leben gekommen. Deren Jüngster und das Söhnchen des späteren Unterjesinger Gemeinde-Pflegers Eugen Fritz spielten 1945 mit einem Blindgänger. Die Granate zerriss die Buben. Karoline hatte längst schlohweißes Haar als 1959 ein mit Kies beladener Lastwagen unter dem Balkon auf die Hauswand fuhr.
Dieser Hirsch im Hof des Christian Ambacher, Hauptstr. 93, wurde von seinem Sohn im "Rosecker Feld" geschossen. Schon vor 200 Jahren findet man in alten Schriften Berichte von großem Schaden, verursacht vom "Hoch- Gewild", welches heutzutage selten außerhalb des Schöbuchzauns angetroffen wird. Schon 1672 gab es einen Wildzauninspektor aus Hagelloch. Jeder der 7 Weingart- Halden- Schützen, die 1719 in Jesingen eingesetzt worden sind, hatte einen großen Hund, der ersetzt worden ist, wenn er von einem wilden Eber gerissen wurde. Zwischen den Jesinger Schützen und den Hagellocher Wald- Hütern gab es damals viel Streit um Leben und Tod der Waldtiere.
Bei der Arbeit 1956, nachdem er das "Hägnabronner" Wasser zur neuen Schule geleitet hatte.
Der Name Ludwig Klett und Fußball sind nicht voneinander zu trennen, schon vor dem Krieg spielte er mit der 1.Mannschaft oben im Hirschhaldenwald (alter Sportplatz). Er stürmte meist auf dem linken Flügel. Seine ins lange Eck gezogenen Tore waren berühmt. Nach erlittenem Schlaganfall trugen ihnen ehemalige Mitspieler, so auch der "Mittelstürmer Wiener", zu Grabe. Bis zuletzt pflegte er ohne viel Aufsehen in vielen Stunden die Umgebung des Sportplatzes.
Hier bei der Hauptversammlung 1983. Zum letzten Mal hat er Würste aus eigener Schlachtung an engagierte Mitglieder des Krankenpflegeverein verteilt. 1965 wurde Robert zum Gemeinderat gewählt., wo er sich für die Landwirtshaft einsetzte, ohne den Blick für das Ganze zu verlieren. Die Vereine und das Rathaus hat er immer als Einheit angesehen und war in seiner Funktion als Vorstand des Krankenpflegevereins bei allen jährlichen Generalversammlungen präsent. Ihm war eine Verbesserung des Vereinsklimas zu verdanken. Entschieden sprach sich Robert für die Eingemeindung nach Tübingen aus. Er setzte sich gegen Widerstand durch und erreichte, dass das "Blättle" von Unterjesingen kostenlos an alle Haushalte zugestellt wurde. Stadtrat wollte er nicht werden, aber er übernahm die Funktion des stellvertretenden Orstvorstehers bis zu seinem tödlichen Unfall im Rosecker Tal.
Hier steht der Robert vor seinen zusammengebauten Häusern. Vater Louis kaufte das linke mit dem Fachwerk von den Rebstock- Erben. Das waren einst bessere Leut mit Geld und Besitz. Beim Aufmachen des Stubenbodens fand er ein Goldstück, also einen Gulden. Das Haus mit dem Torbogen gehörte Roberts Großvater Gotthold, den man den "Hopfen- Kaiser" nannte. Seine vier Söhne Otto, Julius, August und Louis waren alles Hopfenbauer. Der Bogen trägt die Jahreszahl 1760. Eigentümer war damals der Richter Jost Gamerdinger. Er bekam vom Bebenhäuser Oberamt in Lustnau die Genehmigung die "Straß" im Bogen zu überspannen.
Warum man ihn auch "Gehschthindere" nannte? Nun, vermutlich war er Freund einer kompromisslosen Restverteidigung, wie man heute sagt.
Mit ihrem Ochsengespann fährt Christl, die spätere Orion- Wirtin im Festzug an der oberen Schmiede beim Rathaus vorbei. Die Inschrift am Wagen: "Von anno dazumol - aus guader alter Zeit". Bütten und Gelten erkannt man dahinter. Ochsen als Zug-Vieh hatten die etwas betuchteren Bauern.
Emil Krebs hat jahrzehntelang auf vielen Bahnhöfen die bahneigenen Waagen gerichtet, zur großen Zufriedenheit des Eichamts. Vor der Eingemeindung hat er ein paar Jahre Gemeinde- Steuerzettel im Dorf ausgetragen und Wasseruhren abgelesen. Zur Erheiterung der Bürger tat er so manchen Spruch, war zu jedem Spaß aufgelegt und erzählte nicht selten einen Witz. Wasseruhren gab es auch in den Kellern. Einmal nahm er die Kreide und schrieb auf ein volles Mostfass: "Sei getrost Du Gefangener, Dein Erlöser lebt".
25 Jahre war der Wilhelm Unterjesingens Amtsbote, bevor er mit Urkunde und Ruhesessel von Bürgermeister Richard Schmid verabschiedet wurde. Er war ein fester Bestandteil des Dorfbildes, verübte seinen Dienst unter vier Bürgermeister und war bei geringer Besoldung "Geherda" für alle anfallenden Arbeiten. So versah er einst die Überwachung der Polizeistunden in den Wirtschaften, hielt die Leichenschau und hatte das Amt des Feldhüters inne. Im Winter früh morgens brachte er die Öfen zum Glühen. Der Fußboden blieb aber eiskalt, für "die da oben", so sagte er immer.
Der über die Region hinaus bekannteste Sohn Unterjesingens wurde 1977 wie sein Vater Oberlehrer Wilhelm Mönch auf unserem Friedhof bestattet. Bilder siehe unter Zeichnungen.
1903 heiratete Gottlob, 1904 kaufte er ein Haus an der Rottenburger Straße. Vier Kinder wurden ihm und seiner Frau geschenkt, mit der er 1953 seine goldene Hochzeit feierte. Im weiteren Verlauf gesellten sich 23 Enkel und 13 Urenkel dazu. Neben seinem Beruf als Straßenwart widmete er sich der Landwirtschaft und dem Weinbau. Mit 70 ging er in Rente arbeitete aber noch mehrere Jahre im Wald. Der Liederkranz ernannte ihn zu seinem "Ehrensänger", nachdem er 40 Jahre lang begeistert mitsang. Es saß gerne mit seiner Pfeife bei einem Glas Wein. Er wurde fast 100 Jahre alt.
Richard Schmid erinnert sich: "Als ich 1957 zum Bürgermeister gewählt war ging ich zum Eugen, der die kommunale Aufsicht unter sich hatte. Er kannte mich von Kindesbeinen an. Obwohl einen guten Kopf größer war ich für Ihn noch das Männli. Er half der Gemeinde, die von meinem Vorgänger verursachte finanzielle Krise zu überwinden. Später im Jahre 1965 kam ich in den Verwaltungsrat der Kreissparkasse. Eugen war deren Schriftführer und wusste alles. Wenn er erwartete, dass ich bei Beschlussfassungen dagegen stimmen sollte, dann zog er die Brauen hoch und sah mich scharf an ..."
Klara Assfalg, geb. Krauss , war fast 4 Jahrzehnte "Mädchen für alles" im Rathaus bei den Bürgermeistern Haug, Kaiser, Zeeb, Girrbach und Schmid.
Gotthold Seibold, geb. 1889 und Frida Haischt Jahrgang 1897, geb. Schnaidt, an der Weinsteige 9. Sie war einst die Hauptstraße im unteren Dorf. Man sagte "en dr Schtoag"!
Ludwig Hechler (25.5.1904 - 4.7.1987) ist in der "Stoag" (heute Weinsteige) geboren. Sein Vater war Kelter- Meister der unteren Kelter. Diese gehörte einst zum Kloster Blaubeuren und hatte drei "Böhm" (Pressen). Jahrhunderte lang gibt es diesen Namen schon im Dorf (Hechler, Hächler, Häckler). Mit 19 war Ludwig dabei, als der Turnverein im "Hirschenhalden"- Wald die Baumwurzeln herausdrehte und einen Sportplatz errichtete. Von 1954 - 1959 war er Vorstand des Sportvereins. Als Gemeinderat hat er einige Jahre lang fast bei jeder Sitzung gefordert, dass der Wägner Baugebiet wird. Trotz vieler Bedenken wegen der schlechten Auffahrt setzte er sich durch. Er kämpfte vehement dafür den Weg im "Schlegert" von der Baylerauffahrt bis zur "Rothstoag" nach Westen zu verlegen und den tiefen Hohlweg aufzuschütten.
Otto Trescher (30.4.1903 - 1.7.1987) wohnte hinter der Kirche neben der Kelter. An seinem Haus hingen die Kelterschlüssel hinter dem Fensterladen. Er war der letzte Keltermeister. Diesen Namen gibt es seit Jahrhunderten in Unterjesingen (Dräscher, Trächer). Noch in seinem 83. Lebensjahr ist er öfters in seinen "Wengert "en`d Stoag" gegangen. Er erzählte, er habe in der arbeitslosen Zeit in den 20er Jahren eine ganze Woche "Läbora- Kies mit "am Butta en`d Wengert- Gräba trage" (Roter Mergel). 5 Jahre lang habe er den Weinberg nicht düngen brauchen, weil diese Erde fast alle Mineralien enthält, die der Weinstock braucht. Wenn er junge Reben setzte, ja dann hat er "Boda em Schlammloch" geholt. Das sind Sandfänge unter den Weinbergen, herunter geschwemmt vom Regen. In diesem Gemisch aus Sand, roter Erde und etwas Humus sind die Rebensetzlinge gut angewachsen.
Der letzte Keltermeister Unterjesingens war bis ins hohe Alter noch ein richtiger "Wengerter". Hier kürzt er Schnüre zum Anbinden von Reben.
Demnächst mehr.
Helft mit! Es fehlen noch viele, viele Söhne und Töchter aus Iasenga.